HILL – Hildesheimer Landschafts Lauf
Tja, ich war mal wieder unterwegs. In der Ausschreibung bzw. Einladung - denn es handelt sich um einen Lauf wo nicht jeder hindarf, nur wer eingeladen ist! – stand 51,5km durchs wellige Hildesheimer Umland. Klang interessant. Ultreuse T. und ich bewarben uns folglich um eine Einladung und unser Ersuchen fand Gehör. Wir wurden eingeladen und durften starten.
Um 5:00 Uhr morgens sammelte ich T. am Straßenrand ein. Schnatternd und den Lauf schon mal mental bewältigend brummte uns der Bistro Panzer Richtung Hildesheim. Ohne langes suchen fanden wir den Startpunkt in einem Freibad. Dort waren bereits einige andere Läufer versammelt und kurz nach unserer Ankunft ging die Erste Welle auf die Piste. Gestartet wurde nämlich gestaffelt und so, dass theoretisch alle unterschiedlich schnellen Läufer so um bei rum 15:00 wieder im Freibad sein könnten.

Startnummern gab es nicht. Wir würden also aussehen wie normale Jogger im Wald. Sollten wir verloren gehen, vom Wildschwein – die es entlang der Strecke geben soll – erlegt werden, niemand würde wissen: Hier liegt ein Teilnehmer des HILL. Versicherungstechnisch eine gute Lösung.
Um 8:00 ging es dann auch für uns los. 7:00 bis 7:30 war die Zeitvorgabe für unseren Block von vielleicht 10 Leuten. Aus meiner Sicht sind wir recht flott losgefegt. Nun wollte der olle Wowbagger kein Spielverderber sein und lief das Tempo mit. Wohl wissend, dass 6min auf den km nicht so recht zu der Zeitvorgabe passen. Es wurde dann moderater. Aber für mich immer noch flott. Immerhin bin ich der Schlussläufer und stehe zu meinen Zeitansagen!

Zuerst ging es flach durch die Straßen. Dann ein erster kurzer Single Trail. Brenneseln. Links wie rechts. Schlaff und damit in den Trail hängend. Noch nicht genügend Teilnehmer vor mir um alle zu knicken. Kurz behost wie ich nun mal war, habe ich also bereits hier durchblutungsfördernde Anwendungen ohne Zuzahlung genossen. Ich meine Pferde denen man Pfeffer an die Beine geschmiert hatte wurden wegen Dopings disqualifiziert. Brennesselanwendungen sind hiervon hoffentlich ausgenommen.
T. und ich sprachen kurz über Zecken. Fanden aber keine.
Es folgte noch mal ein Abschnitt mit breiten Wegen und Straße. Dann ging es zurück in den Wald. Und es ging bergauf. Wellig eben. Wir kamen an einen Aussichtsturm. Ich lief noch kurz nach oben. Der Treppenlauf war ja noch nicht so lang her. Und so eine Treppe auf einen Turm… ja die hat halt Suchtpotential. Oben gab es Aussicht. Eine nette sogar. Wald und Gegend in grün und weit.
Aber schnell wieder runter vom Turm. Joggen stand auf dem Programm nicht gucken. Ein BREITER Weg durch Wald. GANZ einfach zu laufen. Ha. Ein bisschen gucken muß man dann doch. Weil es ja keine blaue Linie am Boden gibt. Sondern Pfeile am Baum. Leicht mal zu übersehen. Und genau das haben T. und ich im Schwatz Modus getan. Pfeile übersehen. Irgendwann dämmerte es mir: Keine Pfeile mehr. Indiz 1. Ein Spaziergänger, Frage: Sind Ihnen Läufer entgegen gekommen. Antwort: Nein. Mist. Indiz 2. Dann rechts, offenes Land. Laut Karte unmöglich. Hier musste es sich um Wald handeln. Indiz 3. T. und ich hatten uns verhoppelt. Also wenden.
An sich nicht schwer. Anhalten. Umdrehen. Zurücklaufen. Aber Obacht. Eine bis hier abschüssige Strecke wandelt automatisch Ihr Ansehen in „bergauf“. So auch hier. Mental ein echter Brüller. Man erkennt dass man falsch ist und wird dafür mit einem Anstieg belohnt. Am Ende waren es so geschätzte 2,5km extra. Zurück auf dem rechten Weg ging es auf schmaler werden Pfaden durch den Wald. Gut das es trocken war. Bei Regen hätte es sich hier oben wohl um einen Duathlon gehandelt. Wolken zogen auch schon auf.
Hier war es auch, dass sich das Training von T. und die Entspannung von mir – für 50km muß man nicht üben – in einer etwas unterschiedlichen physischen Empfindung endeten. Ich war schlapp, T. war fit. Fürsorge und ein hoch entwickeltes Verantwortungsgefühl verhinderten, dass T. auf mein: Lauf doch ruhig Dein Tempo ich komme schon zu recht, adäquat reagiert hat.

So liefen wir noch bis zum einzigen uns bekannten Groupie an der Strecke zusammen. J. machte Fotos und erwähnte, dass ich, wenn ich schon nicht das Laufen trainiere, doch immerhin mehr Geschwindigkeit dadurch ermöglichen könne, indem ich meinen Wulstbug nicht weiter ausbaue. Da bin ich jedoch anderer Meinung. Der Wulstbug ist im Schiffbau ein echtes Feature und macht sicher auch den gemeinen Jogger im Wind schneller.
Beim km 34 gab es noch mal Futter. Ich fiel über den Stand her und fütterte den Wulstbug. Tessa folgte meinem Rat und lief allein vorneweg. Allein wie ich nun war, fand ich ein neues Tempo. Ein langsameres und folgte der Spur von T. durch den Wald.



Langsam fanden die Kohlehydrate aus dem bei km 34 reichlich zugeführten Futter Ihren Weg in meine Blutbahn und mein Tempo war wieder als ein solches zu erkennen. Zwischenzeitlich war mein Fortkommen nämlich gefühlt aus dem Wahrnehmungsbereich des menschlichen Auges entschwunden. Es hätte schon extremen Zeitraffers bedurft um zu erkennen, dass es sich nicht um eine Versteinerung eines Landschaftsläufers handelt, sondern um eben einen Solchen bei der Ausübung seines Hobbies. Nun gut, ich wurde wieder schneller.
An ein zwei weiteren Stellen analysierte ich die mir angebotenen Wege sehr gründlich um nicht noch weitere Umwege zu laufen. Das zahlte sich aus. Ich ging nicht erneut verloren.
Es ging noch einmal durch einen schönen Wald. Über eine Kamlage im Wind. Eine Art Tierpark. Ein Wohngebiet und zurück ins Freibad. Die Uhr blieb bei 7:31 stehen. Ich war da, wo ich losgelaufen war. Zwei Dinge gibt es hierzu zu sagen:

Ich lasse das mal so stehen und freue mich auf meinen nächsten Lauf.




Den Veranstaltern von dieser Stelle nochmals vielen Dank für den tollen, super organisierten Lauf und natürlich die Einladung, ohne die ich ja nicht hätte kommen dürfen. Tja, nun hoffe ich auf eine Einladung zum KILL. Die Hügel sind die gleichen. Der Monat ist November und das Licht ist aus. Klingt so spannend, dass ich das unbedingt machen will.