Karwendelmarsch 2022

Moin,

Kneipp Wanderung in den Bergen

Die Drama Queen und Umwelt Sau aka TanteElfriede war mal wieder Sport wandern. Die Strecke durch den Karwendel kannte ich ja bereits. Mit meinem Sohn 2013 und meiner Süssen 2016 http://www.schlusslaeufer.de/Karwendel2016.html war ich bereits als mehrtägige Hüttentour die Strecke zweimal gewandert. Heuer, wie man wohl sagt, am Stück.
Zeitlich alles super mistig. Aber wenn man dann mal einen Startplatz ergattert hat, dann muss es halt. Am Freitag hatte halt Kind 2 Geburtstag. Musste aber eh arbeiten und Abends mit den Freunden feiern. Also war ein Geburtstagsfrühstükc ab 5:30 OK. Um 7:30 dann direkt in das Dieselschwein gestiegen und nach Scharnitz gedüsst. Um kurz nach 17:00 erreicht. Unterlagen abgeholt und dann den Beifahrersitz fein hergerichtet. Er sollte meine Schlafgelegenheit im Golf sein für diese Nacht.


Samstag 5:00 der Wecker klingelt. So richtig toll war die Nacht nicht. Guter Schlaf geht anders. Egal. Es hatte noch gewittert, d.h. der Tag roch nicht nach großer Hitze. Schnell einen Kaffee gekocht, Porridge zubereitet, eine Banane inhaliert und dann die paar hundert Meter zum Start. Lustig ich treffe direkt auf eine Dame 3334 ist Ihre Nummer. Ich spreche Sie an: „jetzt müssen wir noch die Mitte finden“. Sie etwas verwirrt. Als ich auf meine 3332 zeige, versteht Sie mich.

Es wird hier sortiert. Läufer hier entlang, Wanderer da lang. Macht ja auch Sinn. Die Läufer stehen vor den Wanderern im Block. So weit so gut. Als dann – nach den Reden der lokalen Würdenträgern – der Startschuss fällt macht es keinen Sinn mehr. Wandern und Laufen ist alles eins. Ich denke kurz ich bin falsch, weil ich wirklich gehe. Alles andere um mich herum rennt. Ob die Zahl auf der Nummer nun schwarz (Wanderer) oder rot (Läufer) ist, wirklich alles rennt. Na gut, dass kann ich nicht.
Weder die Hüfte noch mein Trainingszustand erlauben mir mich dieser rennenden Massenbewegung anzuschließen. Ich gehe. Oder wander.
Nach kurzer Strecke beruhigt sich das Feld und andere Wanderer zeigen Flagge. OK. So kann es bleiben. Aus Scharnitz raus geht es zunächst leicht bergan, dann kommt die lange eher flache Rampe hin zum Anstieg Richtung Karwendelhaus. Ich komme gut voran. Bedingt durch die Renneinlagen der anderen ist das Tempo hoch. Wie meine App mir im Nachgang zeigt bin ich mit 6km/h (und mehr) da längs. Ich wusste da schon, das ist fix. Zu fix? Ich bin nicht sicher. Eigentlich nicht. Aber... na das kommt später.
Das Wetter war freundlich. Bedeckt. Keine fette Sonne. Leichter Nebel. Toll. Am Karwendelhaus war nicht so tolles Alpenpanorama, eben wegen dem leichten hoch Nebel. Es gab Tee, Holunder Wasser und anderes lecker Zeug.






Hinunter zum Ahornboden. Ich bin auf den Wanderungen links gegangen. Dünner Pfad. Aber hübsch. Diesmal rechts. Der Fahrweg. Breiter auch hübsch. Aber nicht so. Würde ich entscheiden dürfen immer links. Auf dem Abschnitt kam mir ein Bergrettungsquad entgegen. Kurz vor mir hopste der hintere der Zwei auf dem Ding runter und redete mit einem Mitwanderer. Da die dazu stehen blieben kam ich ran und vorbei. Der sah ungut aus. Im Gesicht, an Armen und Beinen überall Schnitt- und Schürfwunden. Ich hörte nur ein „gestolpert und noch versucht mich abzufangen“. Kurze Zeit später – das Quas hatte nur gewendet – kamen die drei auf dem Quad bergab an mir vorbei. Gut das es diese Technik gibt und man gerettet werden kann.



Ahornboden gab es wieder eine Labstation. Mit Suppe. Ah, das tat gut. Jetzt wieder hoch. Richtung Falkenhütte. Ein schöner schmaler Weg durch den Wald, bevor es dann wieder auf Fahrwege in den Almwiesen geht. Ebenso wie beim Anstieg zum Karwendelhaus merke ich wie mir die Luft fehlt. Es geht halt über die 1800 Meter Marke hinauf. Ja, das ist nicht viel. Aber der Sauerstoffpartialdruck fällt wohl schon von 70mmHg auf 60mmHg. Als Hamburger der auf 35Meter Höhe lebt habe ich es jedenfalls gespürt. Die Anstiege waren anstrengend. Ich kann weder die Anstiege noch die etwas dünnere Luft hier vernünftig üben. Aber selbst wenn ich könnte. Vermutlich würde ich es nicht tun. So keuchte ich dann bergan. Der letzte Anstieg, quer über die Wiese, hinauf zur Falkenhütte sah mich dann auch in einem „ach der Arme quält sich aber“ Modus. Ich war langsam, aber ich bewegte mich.



Langsam ist überhaupt ein Stichwort. Ich bin es ja gewohnt nicht schnell zu sein. Ich bin es aber auch gewohnt beim Wandern nicht der langsamste zu sein. Sprich ich werde überholt, aber hin und wieder überhole ich auch. Gut, der Karwendelmarsch war anders. Ich wurde überholt. Der Teil wo ich überhole war nicht dabei. Neue Erfahrung.


Falkenhütte. Hier spielte mir die Erinnerung einen Streich. In der Erinnerung kam danach die lange Querung am Hang entlang und dann gleich die Eng. Die Querung kam. Die Eng nicht. Davor war noch ein Abstieg. Ein fieser Abstieg. Ich war auch bergab langsam. Das sah ich jetzt. Ich durfte nicht riskieren ins Rollen zum kommen. Weder die Blech- noch die Natur-Hüfte hätten mir das verziehen. Schön langsam. Immer gut Bremsen mit den Muskeln. Keine Stöße durch schnelles hoppeln. Gut war, dass der Weg schmal war und ich dann auf eine Kolone auflief. Überholen war nicht. Hätte ich eh nicht gewollt und so lindwurmte ich mich hinnuter. Kurz vor dem erreichen er Eng wird es noch wieder offener und geht über die Almwiese hinab. Da sind einige vor mir bös ins Ruschen gekommen. Ich blieb langsam und Trittsicher.
An eben dieser Stelle wurde ich auch noch von einem netten Herrn auf der Bank angefeuert. Ich sah ein Handtuch neben ihm liegen. Sah nach 4Daagsen aus. Ich zeigte ihm meine Nijmegen Socken und es gab ein großes Hallo. Wanderer sind so.



Die Labstation und das Ziel von den 36km Leuten war toll. Also das Ziel nicht, weil ich auch gern einfach sitzen eblieben wäre. Ich spürte die Muskeln schon arg. Aber die Verpflegung. Es gab Heidelbeersuppe. Die war einfach der Hammer. Mag sein, dass ohne die vorherige Anstrengung der olfaktorische Genuss ein minimierte gewesen wäre, aber ich war erschöpft und ich habe diese Suppe genossen. Becher eins ebenso wie Becher drei.
Quer über die Wiese und dann auf den Fahrweg hoch zu Binsalm. Ich erinnerte mich. Lange zügig bergan. Langsam ging ich voran. Von hinten kamen die anderen. Eine und Einer nach dem anderen vorbei an mir. Viele deutlich jünger als ich aber auch älter und noch fetter als ich. Alles, wirklich alles war schneller als ich.
Binsalm. Hier machte ich eine kleine Pause. Ich verpflegte mich natürlich auch an der offiziellen Labstation. Hier aber war auch eine gekaufte Buttermilch Pflicht. Bei den vorherigen Wanderungen habe ich die hier jeweils genossen, und so auch bei dieer NoStop Edition. Lecker.
Es geht weiter auf dem Fahrweg bis dann ein Schild sagt Gramaihochleger bitte hier entlang. Der Anstieg zum Binssattel. Bei der Wanderung mit meiner Süssen bin ich auch da entlang. Mit dem Sohnemann ging es hier rechts weg zur Lamsenjoch Hütte. Heuer – das ist das Wort wieder – den dünnen Weg hoch zum Binssattel. Genau. Ich war langsam. Ich wurde überholt. Oder besser, ich lies überholen, denn hier konnte keiner einfach so vorbei. Ich musste den heißen Atem im Nacken spüren, mich an die Seite stellen, und die Nachfolgenden ziehen lassen. Das war sehr OK, denn in diesen kurzen Momente des Stehenbleibens konnte ich jeweils etwas zur Puste kommen.




Kurz vor dem Sattel hatte der Pfad dann noch einen speziellen Gag parat. Es wurde glitschig. Ca. 2000 Wanderer hatten schön den Steinstaub mit der Feuchtigkeit zu einem Brei angerührt. Ich rutsche viel. Was Mist war. Meine Kraft war für kleine Ausgleichshüpfer schon recht gering, aber hin und wieder musste es sein, wenn der nächste Schritt doch nicht so sicher gelandet war, wie gedacht. Ich sage nur, ich hatte noch Glück. Ca. 30min später hätte ich diesen Teil wohl nicht mehr bewältigt. Oder zumindest mit noch viel mehr Stress.
Am Sattel der Blick auf den Gramihochleger. Noch ein flotter Abstieg und es würde wieder Futter geben. In dem Abstieg hätte mich beinahe ein hinter mir gehender überrollt. Aber sein Sturz war nicht heftig genug um bis zum mir zu kommen. So erntete er nur ordentlich Dreck. Meine mehrfache Frage ob alles OK sei mit ihm hat er bis heute nicht beantwortet. Ich denke da kommt auch nix mehr.
Nach dem Hochleger – das wusste ich – kam noch ein echt steiler Abstieg. Zunächst waren es nur die Muskeln die mich ärgerten. Kurz danach, ca. halbe Strecke, kam dann der Regen. Nicht so zaghaft. Ne, schon so richtig doll. Mit dicken Tropfen das ich teilweise beim Aufschlag derselben schon in Richtung Hagel dachte.
Das machte den Abstieg nicht leichter. Meine Gedanken waren aber bei denen die noch zum Sattel aufsteigen mussten. Ich weiß nicht, wie die das geschafft haben. War ja vorher schon rutschig.
Kurz vor der Gramaialm dann durch ein Flußbett. Da an allen Bergwänden neue Wasserfälle zu sehen waren würde sich das hier schnell füllen. Ich kam noch halbwegs trocken rüber. Dachte aber auch hier an die, die noch folgen würden.
An der Gramaialm nochmal heißen Tee, während die Füße im Sturzbach standen. Danach quer über die Wiese. Eine Pfütze. Links und rechts Zaun. Ich habe mich am Rand entlang gehangelt. Die Füße sollten ja halbwegs trocken bleiben. Keine 400 Meter später sehe ich eine Gruppe Wanderer. Sie stehen vor einem Geröllfluß der den Weg quert. Ca. 20 Meter breit. Reißende Strömung. Während ich näher komme überlege ich. Umgehen geht nicht. Ich bin müde und will ins Ziel. Ich komme an die Kante, springe in den Fluß und stapfe zügig rüber. Goretex sei Dank läuft das Wasser auf den gefluteten Schuhen nicht wieder ab. Das Wasser hat max 15Grad. Die Füße freuen sich darüber das ich zügig weiter gehe. Es ist flach hier und endlich kann ich meine Flachland Wander Qualitäten wieder zeigen. Ich gehe wieder mit ca. 6km/h. Die Füße werden langsam wieder warm. Der nächste Geröllbach. Wieder rein. Ah, neue Variante. Er fließt auch im Wanderweg weiter. Links und recht kein Ausweichen möglich. Ca. 200m im Fluß laufen. Auch mal nett.
Ich denke es waren über zehn solcher Querungen die noch kamen. Ich habe auch Fotos gemacht. Dabei habe ich ein neues Feature der Sony RX100III kennengelernt. Wenn es arg feucht ist, dann löst die Kamera auch aus. Zeigt auch wie gewohnt das gemachte Bild an. Speichert es aber nicht. Kein Wort des Hinweises, dass es Probleme mit dem Schreiben auf die SD Karte gibt. Nix. Ich dachte dann noch, ach vielleicht, wenn die SD Karte nicht erkannt wird, schreibt die Kamera auf den internen Speicher. Nein. Macht Sie nicht, weil sie keinen hat. Aber wirklich ein netter Zug, dass es keinerlei Fehlermeldung gibt. Hätte ich die Fuji dabei gehbat, die sagt einem „nix SD-Karte- tu was“ So sind die netten Flußquerungen und mein Zieleinlauf nur im Kopf. Na und auf den Bildern des Profi Fotografen. Die ich wohl in diesem Fall erwerben werde.
Was noch nett war, an einer der letzten Querungen hatte das Wasser das Rohr durch welches es eigentlich fließen sollte, hochkant aufgestellt – ja es war viel Wasser – und auf der anderen Seite standen drei von der Bergwacht und kuckten argwöhnisch. Ich bin ohne Bremsen wieder direkt in den Bach gehopst und rüber bevor die noch irgendwas von „las das mal“ sagen konnten. Durch den Regen Nachschub war übrigens mittlerweile die Strömung so doll, dass es an den Beinen, die ja dem Wasser einen Widerstand darboten, ein Wasserwelle gab die direkt bis an den Arsch alles feucht machte. War aber egal. Gab eh nix trockenes mehr an mir.
Ich zog meine flotte Bahn über die letzten nervigen Asphalt Kilometer hinein nach Pertisau. Medaille, Finisher Tüte, ab zum Transferbus. Ich war rechtzeitig für meinen gebuchten Bus da. 19:00 zurück. Klitschnaß und im Klimatisierten Bus. Was war das kalt. In Scharnitz dann noch bis zum Auto laufen. Klar ich war nicht im Wander-Warm-Modus. Ich war am zittern. Daher direkt warme, trocken Klamotten an. Auto an und noch bis hinter München gefahren. Dort kurz gepennt und dann zurück nach Hamburg. Um 15:00 war Kaffee und Kuchen mit Sohn 2 angesagt.


War das eine Umweltpolitisch sinnvolle Aktion? Nein, weder meine Anreise, noch ein Lindwurm von 2500 Leuten können wohl als solche gewertet werden. War es eine tolle Aktion? Auf jeden Fall. Die Wanderung war super, der Veranstalter war nett, er hat für den Kneippteil auf den letzten km keine Nachgebühr gefordert. Und ich bin happy die 52km mit 2280hm geschafft zu haben. Die alten Knochen (und das neuere Titan) können also noch was. Langsam zwar, aber erfolgreich.