TEP 2016



Lange habe ich mich mit einer kaputten Hüfte rumgequält. Schlimm ist ja immer, das man nicht morgens aufwacht und die Hüfte ist hin. Nein. Es wird jeden Tag ein bisschen mehr. Und als Besitzer der Hüfte ist man geneigt dieses bisschen immer zu akzeptieren. Würde es diesen "Peng, so da hast Du Deinen Schmerz" Effekt geben, dann würde man vermutlich viel früher mal das Messer wetzen. Aber ich überspringe gerade einiges.



Es fing irgendwann an. Wann kann ich nicht mehr sagen, weil der erste Verschleiß unbemerkt und ohne Schmerz von statten ging. Aber passiert muss es wohl sein. Also die Hüfte hatte, auch bedingt durch eine bei der Geburt nicht erkannte Steilstellung, Ihren Knacks weg. Ging aber. Ich spürte nix. Dann kam der Swiss Alpine. Der K78. 78km erst hoch, dann runter. Hoch war auch kein Thema. An dem Punkt, an dem höchsten Punkt, dort wo ich erkannte, dass ich mich verrechnet hatte. Das ich noch zwei Stunden vor meiner geplanten Zeit war. An diesem Punkt, von dem es nur noch bergab ging, dort hätte ich Piano machen sollen. Aber ich hatte eine Massage, ich war auf Wolke sieben. Immerhin war ich schnell. Ist ja nicht so mein Ding sonst. Also flog ich den Berg hinab. Und das muss man wörtlich nehmen. Ich war schnell. Sehr schnell. Ich sprang und tänzelte am anderen Laufvolk vorbei. Wer musste leiden. Ja! Die Hüfte. Ich spürte es da noch nicht. Da war es nur ein tolles Gefühl. Das Gefühl fix auf den Beinen zu sein.

Zurück in Hamburg merkte ich, dass die Hüfte zwickte. Im Rahmen. Aber spürbar. Was ja nun neu war. Ich lief nur moderat und schonte mich etwas. Aber es kam ja noch der KILL. Auch der eher bergig und ich lief dort mit. Nicht schnell. Nein, da war alles wie immer. Quasi. Bis auf den nun deutlichen Schmerz danach. Joggen war nicht mehr. Der KILL ist im November. Bis zum Jahreswechsel hatten mich die Schmerzen so sehr im Griff, dass ich zum Doc ging. Hyaloron Säure, Cortison und Schmerzmittel. Alles direkt in die Hüfte gepumpt. Es ging wieder. Aber halt nur bis die Brühe sich aufgelöst hatte. Man empfahl mir eine OP. Das war vor drei Jahren.

Ich dachte, tütelkram. Das wächst sich hin. Und es ging ja auch. Ich konnte gehen. Joggen nicht mehr. Aber gehen. Also ging ich. Unbemerkt von mir, aber nicht von anderen ging ich aber immer blöder. Es prägte sich ein humpeln aus. Nicht so doll zunächst. Aber mit zunehmender Tendenz. Ich schluckte ein zwei mal im Monat eine Diclo, wenn es zu arg wurde. Aber eben nicht jeden Tag. Harter Hund eben. Ging ja. Ich konnte bei Städtetouren oder Wanderungen auch noch 10-15km gehen. Oder so. Jedenfalls schaffte ich die Distanz. Ging doch. Natürlich war an so einem Abend dann eine Diclo fällig. Ich wollte ja schlafen.

So wurde es stetig mieser. Ich merkte es nicht so, es schlich sich ja ein. Menschen die mich länger nicht gesehen hatten, die fragten ob es mir miess ginge. Die sahen die Veränderung.

Ich wollte noch nicht unters Messer. Es ging ja. Das Humpel wurde mehr. Die Schmerzen auch. Aber noch ging es. Sagte ich mir. Und so unternahm ich nichts. Im Frühjahr 2016 war dann klar, nein es ging nicht mehr. Also zumindest nicht mehr lange. Ich plante daraufhin verwegen die "Rest-Knorpel-Verbrenn-Tour". Die Vier Daagse im Sommer. Danach sollte dann die OP kommen.

Die Vier Daagse unternahm ich mit Schmerzmitteln. Ich habe es immer abgelehnt mit Schmerzmittel Sport zu machen, weil man nicht mehr spürt was man spüren sollte. Hier brach ich meine Regel. Zum einen schmerzte die Hüfte auch mit Tabletten deutlich, ich wusste also gut war es nicht was ich tat, zum anderen war eh klar, das Titan ist schon bestellt. Die Vier Daagse - man kann es hier lesen - konnte ich nicht beenden. Am Dritten Tag ging trotz Drogen nichts mehr. Ich brach ab. DNF.

Zurück nahmen die Schmerzen ab. Klar der Wahnsinn war ja auch vorbei. So verblasste der OP Vorsatz etwas. Aber die Schmerzen kamen zurück und ich begann die Planung. Im Dezember war noch eine Städtetour, danach dann. Und so wurde es gemacht. 14.12. Vor Weihnachten, eigentlich zum Geburtstag wollte ich wieder raus sein. Ist ja nur die Hüfte. Wo im Sport der Größenwahn sein zu Hause hat, da hat er es auch im sonstigen.

OP lief rund. Ich konnte auch fix aufstehen. Und auch an Krücken gehen. Aber ohne? Ging nicht. Stechender Schmerz im Knie. Zusammensacken. Nein ohne geht nicht. OK. Die OP war noch nicht lange her. Das wird schon. Es wurde auch. Aber eben nicht gut. Krankengymnastik und eine böse Erkenntnis. Wo im Bein mal Muskeln waren, war jetzt, richtig, nix. Drei Jahre humpeln und Ausgleichsbewegungen hatten elementare Muskeln im betroffen Bein in den Ruhestand geschickt. Die Schmerzen und das durchsacken kamen, weil nix kam. Keine Haltekraft. Wo nix ist, da hält auch nix.

OK. Immerhin kein Defekt. Also jetzt Aufbau. Mühselig. Ich bin nicht durch damit. Ich übe noch stehen auf einem Bein. Noch geht es nicht ohne zusätzlichen Halt. Aber es geht. Zunächst war da nämlich überhaupt nicht dran zu denken. Und so quäle ich mich jetzt durch den täglichen Muskelaufbau. Und ja, ich ärgere mich über meine Sturheit. Hätte ich früher den Gang in den OP angetreten, dann hätte ich womöglich noch einen Muskel nachgehabt. Dann wäre es jetzt leichter. Aber so war ich nicht. Und nun muss ich üben. Und dann geht es irgendwann wieder.

Fazit: Nicht immer ist aushalten der bessere Weg!