100km - oder wie stelle ich mein Leben auf den Kopf
April 2006
Vor dem Start : Bis km 56 : Bis km 73 : Ziel : Auswertung : RückblickVor dem Start der 100km von Biel stand die Anreise. Bereits im Flieger nach Basel fanden sich einige Läufer. Direkt hinter uns saßen drei Mädels mit denen wir ins Gespräch kamen. Zwei liefen Staffel und Conny lief die 100km. Allerdings in einer anderen Liga. Zielzeit unter 10Std. Hihi... schön wenn man das schaft, für mich und Sven war ankommen das Ziel. Sonst nichts.
Im Zug nach Biel der erste leichte Schock: Oberleitungsschaden. Gut das es noch eine Verbindung ohne Umsteigen gab. Also Zug gewechselt und heil in Biel angekommen. Die Lago Lodge war auch schnell gefunden, so konnte die Entspannung vor dem Lauf beginnen. Erst auf der Wiese vor dem Zimmer, dann noch ein wenig im Bett. Gegen 17:00 kam dann der Aufbruch Richtung Start. Mit kurzem Halt am Supermarkt - alle hatten noch Hunger - gings den 100km entgegen.
Die Unterlagen hatten wir in der Eissporthalle schnell in der Hand, nur leider stellte sich heraus, daß wir keine Kleidung zur Wechselzone bei km56 senden konnten. Also so anziehen und so planen, daß alles dabei war. Dann wieder Entspannung. Start war ja erst um 22:00 Uhr. Ob ich wohl Kris noch sehen würde?
Bis km 56
Die Nacht kann beginnen! Durch Biel geht es zügig voran. Wir müssen uns an unseren Plan in den Laufphasen nicht schneller als 7min/km zu laufen erinnern. Wir traben also mit dem Pulk durch Biel. Es stehen viele Menschen an der Straße und die Stimmung ist gut.
In den Randbezirken wird es schon dünner mit den Menschen. Haben die all die Berichte nicht gelesen? Oder zieht die Fußball WM die Menschen vom wahren Highlight der Nacht ab? Aber auch ohne Menschen an der Strecke kann man laufen.
Bei ca. km 7 kommt der erste Berg, wir gehen wie geplant hinauf. Alles ist prima. So ziehen wir unsere Bahn. Das Niveau unserer Witze (Unterhaltung oder so) ist ziemlich dürftig, aber es geht hier auch nicht um den Pulitzer Preis.
Bis km 73
Tatjana und ich laufen also weiter. Es folgt der Hoh-Shi-Min-Pfad. Auch darüber gab es viel zu lesen. Er ist auch schön. Ein Weg am Wasser entlang, mal schmal mal breiter. In der Morgendämmerung leicht zu laufen. Es geht auch leicht bergab und ich muß Tatjana bremsen. Immer wieder zieht Sie an und wir laufen 6:30 min/km. Das wollten wir nicht. Auch wenn es hier geht, wo wird dann die Kraft fehlen?
Noch ist es kalt - andere würden sagen kühl, ich fand es kalt - und damit reichten die Abstände der Verpflegungsstelle. Aber gleich würde die Sonne kommen. 27 Grad. Dann sind die Abstände lang, zu lang? Ich werde dann jedenfalls nur mit voller 750ml Flasche von den Verpflegungsstellen loslaufen. Sicher ist sicher.
Bei ca. km 73 steigt Tatjana "aus". Sie hat einen langsameren Läufer gefunden und schickt mich allein auf die letzen km.
Ziel
Noch 27km und ich stehe am Fuß der Steigung vor Arch. Ich laufe mehr, gehe weniger und komme gut bis zum steilen Stück. Hier gehe ich wieder die gesamte Steigung. Ich merke die Hitze, aber ich fühle mich soweit sehr gut.
Und nur das zählte. Jetzt schnell Duschen und auf die anderen warten. Leider habe ich Tatjana unter der Dusche verpaßt (nein nicht beim Duschen - während ich duschte kam Sie an!!!) Zielzeit 14:22. Sven habe ich dann um 14:29 Uhr mit demnach 16:29 Stunden Laufzeit im Ziel begrüßen können. Nun waren alle aus dem Team der Bekloppten da!
Ein schönes Gefühl. Alle hatten es geschaft.
Auswertung Puls, Geschwindigkeit und Höhe habe ich während des ganzen Laufes aufgezeichnet. Schön sieht man die Gehpausen, aber auch, daß es mir gelungen ist im Prinzip sehr konstant durchzulaufen.
Ich muß auch sagen, nie wollte ich aufhören. Immer hat es Spaß gebracht. Es zwickte hier und dort, einige Strecken waren Mega langweilig, zum Teil war das Umfeld nicht so schön, aber es gab auch die schönen Streckenabschnitte. Ich hatte keinen Kampf mit einer Stimme die mich hieß anzuhalten. Das war eine schöne Erfahrung.
Rückblick
Meine Kollegen wachen auf und die eine oder andere SMS trudelt ein. Ich rufe zurück und berichte, daß es gut läuft und freue mich diebisch über den Support.
Der lange Uferweg an der Are macht mir dann doch zu schaffen. Ich merke, daß auch bei mir irgendwann Schluß sein wird mit der Kraft. Aber noch läuft es gut. Bei km 90 die ich um 09:25 erreiche bin ich schon so dössig in der Birne, daß ich nicht mehr rechnen kann. Ich bin bis da immer ca. 41min auf 5km unterwegs gewesen. An dieser Stelle denke ich das damit 14:00std. Zielzeit nicht mehr möglich sind, dabei könnte ich sogar auf ca. 47min auf 5km abfallen und würde es noch schaffen. Ich denke da aber es wird nichts und denke dann kann ich auch entspannt ne lange Gehpause machen.
ICH WAR IM ZIEL!
Kritik muß ich an den Abständen der Verpflegungsstellen äußern. Selbst bei 14Std. Zielzeit waren die am Ende zu weit auseinander. Zwei 5 jährige Mädchen haben mir mal an der Are Wasser gerreicht, was sehr hilfreich war - Danke nochmal von hier. Auch an die Dame, die mir bei ca. km 92 nochmal Wasser gerreicht hat. Da sollte der Veranstalter mal überlegen, ob er nicht auch ein Herz für die langsamen hat und am Ende mehr für diese Gruppe tun möchte!
Werde ich wiederkommen? Ja, ich würde gern in 2008 die 50te Wiederholung mitlaufen. Nächste Jahr sollen es eher andere Veranstaltung werden.
Fazit:
Lange nicht der Kultlauf zu dem er immer gemacht wird. Aber ein schöner langer Lauf auf nicht immer schöner aber abwechslungsreicher Strecke. Super nette Teilnehmer, freundliche Organisation mit kleinen Mängeln in der Versorgung. Aber alles in allem: TOLL!!!!
Vor dem Start : Bis km 56 : Bis km 73 : Ziel : Auswertung : Rückblick