Sizilien 2023

Moin,

Road Trip Sizilien 2023
Auf los geht’s los. Quasi. Damit niemand umsonst liest, worum ging es. Tango auf Sizilien war der Kern. Als nicht mehr arbeitender Mensch hatte ich Zeit. Also nicht der Flieger. An- und Abreise mit dem Auto. Das so der Rahmen.
Jetzt aber, es ging los. Die Hinfahrt sollte komplett über Land gehen, ja eine kleine Fähre hätte es, und aus Kosten und Guck Gründen in Italien nicht über die Maut Autobahnen. Als kleine Highlights war der Besuch einiger Lost Places und von Freunden eingestreut.
Zeit war nicht so das Thema, also entspannt am morgen gestartet. Zunächst war Wetzlar das Ziel. Nein keine neue Leica. Dort sollte es einen Bunker geben. Der selbst nicht so spektakulär ist, aber der Zugang über den alten Not Abgang (Ausgang, aber Zu und Ab sind halt ein Paar) bot lustige Leiterbilder. Das wusste ich, weil andere schon reichlich dort waren.
Ich kam dann in strömendem Regen in Wetzlar an. Koordinaten sind so eine Sache. Ich hatte derer zwei. Also los. Zunächst den offentlichen Eingang von der Straße gecheckt. Ne, der ist zu. Steile Böschung. Also irgendwie rauf. Karte, ah, da hinten. Auto umgeparkt und den Weg beschritten. Kein Weg für viele. Eher für wenige. Die Büsche sagen es ist Ihrer. Und ja, das zusammen mit Regen führte zu sehr nassem Fahrwerk. Egal. Wenn der Bunker ruft sind nasse Füße kein Hindernis. Erste Koordinaten. Nix. Na noch ein wenig kucken. Nix. Zweite. Ah, auf dem Gelände vom vermutlich auch verlassenen Kraftwerk? Wie über den Zaun, ah hier. Oh, Kameras. Schleich schleich. Ne, auch hier nix. Und ins Kraftwerk? Zu riskant. Steht ja noch ne Reise an. Keine in die polizeiliche Verwahrung. Also heut kein Glück. Sieht so aus. Zurück zum Auto. Frust. Nochmal alles im Nezt checken. Ah, drittes Set Koordinaten. Na dann. Nass war ich eh. Bingo. Wie konnte ich das beim ersten begehen übersehen. Der Zugang. Drei lange schöne Edelstahlsteigen geht es hinab. Unten ein paar Gänge. Die Straße dröhnt vom offiziellen Zugang herein. Knips Knips und wieder raus. Letztlich ist es ja so. War man da ist die Luft raus. Das Suchen und die Neugier machen den überwiegenden Reiz aus.


Heizung auf Volldampf und weiter Richtung Schweiz. Irgendwann war ich dann müde und es gab die erste Nacht auf dem Beifahrer Sitz vom Golf. Nicht die bequemste Art zu schlafen. Aber die Knochen eines alten Mannes sind Kummer gewohnt.
Morgens dann fix weiter. Kleiner Abstecher nach Bern und dann eine Freundin besuchen. So der Plan. Bern. Ich war da schon. Auf zwischen Stop mit der Bahn. Kurz. Nie lang gelaufen. Jetzt mal mit etwas Zeit. Ein Fluß. Und später noch einer? Dann die Erkenntnis, nein, einer Bern wird halb umrundet. Aha. Siehste mal. Nur wo Du Fuß rumläufst merkste wie die Flüsse fließen. Schicke alte Stadt, aber auch komplett in der Hand der Touristen. Solchen Typen wie mir.



Weiter in einen Vorort. Freundin und so. Kennengelernt Ende der 80ziger beim Skilaufen in Hintertux. Lockerer Kontakt seit damals. Erstes echtes Treffen seit Jahren. Spannung. Ja, schon toll. Wir hätten noch lange Quatschen können. Aber ich musste Weiter und die andere Seite muss auch Ihr Leben leben. Dennoch ein gelungener Nachmittag. Es werden bestimmt nicht wieder Jahre.
In die Dämmerung hinein einen weiteren Lost Place. Alte Autobahn Raststätte. Hin durch einen Tunnel, wenden und die Uferstraße zurück. Halten nicht mehr möglich. Mist. Erneut Karten Check. Hm. Von da, von oben da müsst es gehen. Zur neuen Zugangsstraße ging es erneut durch den Tunnel. Dann anders abbiegen. Ups hier ist Schluß. Na, Füße sind ja noch dran. Es fängt an zu dämmern. Nun aber fix. Ein paar Dämmerbilder noch von außen, dann ein bisschen was mit der Funzel von innen. Das Ding ist echt hin. Aber schön es gesehen zu haben. Zurück. Ein paar km zu Fuß nach dem lagen sitzen. Das entspannt. Jetzt? Nächstes Ziel eingeben. Ich wollte damals mit der Ente immer mal über das Stilfser Joch. Nie geschafft. Dann halt mit dem Diesel Schwein.



Der Weg dorthin ist lang und führt mich über den Julierpass. Der ist Fahrtechnisch auch schon sehr nett. Oben ist ein Holzturm mit beeindruckendem Licht. Eine Veranstaltung ist gerade vorbei und ich komme noch ungesehen hinein für ein paar Fotos. Tolle Sache das hier oben. Nächsten Morgen lese ich, das Ding wird komplett wieder abgebaut und ich habe die vorletzte Veranstaltung dort ausklingen sehen. Krass. Was für ein Aufwand. Es ist spät. Ich parke auf dem Pass. Eine weitere Nacht auf dem Beifahrersitz.




Morgens ist es es herrlich frisch. Das Cabriodach trägt Raureif/Eis. Der Blick umwerfend und die Luft klar. Der Blick schweift. Hä. Was ist das? Getarnte Löcher im Berg. Alles klar. Schuhe an und nachsehen. Ich finde auf der Rückseite einen Eingang. Kette, Schloß und Riegel. Aber Moment. Die Kette ich nur gewickelt und das Schloß verschließt da nix. Fummel Fummel. Ah und der Riegel sit auch nicht „ver“ sondern offen. Zack drinnen. Bunker mit drei Feuerstellungen. In einer noch die Aufnahme für das Geschütz. Was für ein lustiger Zufallsfund. Danke wehrhafte Schweiz für diesen Lost Place.



OK, weiter. Nächstes Ziel das Stilfser Joch. Was ein Spaß da hoch zu fahren. Ich kann sagen, die Lenkung funktioniert noch. Auf dem Weg hoch waren auch einiges Lost Gebäude. In eins hab mal rein gesehen. Gebäude halt. Nicht so spannend. Oben war dann mal wieder schlafen angesagt. Interessanter Weise war es in der Nacht nicht so kalt wie auf dem Letzten Pass obwohl ich hier fast 500m höher war. Im Winter ist das anscheinend Skigebiet. Daher gibt es tausende von Parkplätzen da oben. Alle Mopedfahrer aber parken direkt vor den Souvenirläden. Fakt ist, die ebene Fläche dort ist begrenzt. So kann man genüsslich seinen Cappuccino schlürfen und Mopedfahrer ohne jegliche physikalische Begabung beobachten. Seitenständer. Der funktioniert so, dass das Moped a. Geneigt steht und b. Nicht unbedingt wegrollt. Tja, mit der Moped Nase in Richtung bergab, genau, kann das zu einem Problem werden. Merkt man eigentlich vor dem Loslassen. Dieses Moped möchte sich hangabwärts bewegen. Nun nicht jeder hört auf sein Moped. So auch zwei der Fahrer die ich beobachten durfte. Nach dem loslassen rollte das Maschinchen vom Ständer. Von diesem Moment bis zum harten Aufschlag vergeht nicht viel Zeit. Und die 200kg entwickeln schnell eine gewisse Dynamik. Beide konnte den Aufschlag verhindern. Der eine danach aber nur humpeln. Sein Bein unter eine im umfallen befindliche Maschine zu stellen, übt interssante Querkräfte auf das Knie aus. Musste er wohl schmerzhaft lernen.



Die Nacht war ruhig. Ich stand die Nase hart am Abgrund, so dass ich einen tollen Blick ins Tal hatte. Wie gesagt, wärmer als die Nacht zuvor. Dennoch ist es nicht so unbegrenzt gemütlich. Ich war früh wach und da ich die „Burg“ oben am Berg schon gestern Abend bewundert hatte, beschloss ich das Frühstück dort zu erwerben. Schuhe an und los. Ah, die Burg ist nicht nur Restaurant sondern auch Unterkunft. Was den Vorteil hatte die war schon auf. Brötchen und Co vom Buffet allerdings waren nur für Gäste. Cappuccino mit Blaubeerkuchen geht aber auch. Sehr lecker sogar. Drei Sprachen heißt der Laden.





Wo ich schon mal oben war bin ich noch am Kamm entlang. Viele Tafeln erzählen vom Stellungskrieg dort in beiden Weltkriegen. Schweiz ja immer so neutral und so. Hier überigens im Zusammenspiel mit Österreich und Italien. Also einiges an Grenze zugegen da oben. Es pfeift. Für mich grandios. Mein letztes Murmeltier sah ich im Teenager Alter. Nun derer gleich einige. Man belehrte mich später, das sei ganz normal. Na hier im Flachland nicht.




Die Abfahrt ist ein Traum. Serpen und Tine wechseln sich munter ab. Kann schon verstehen, dass man dort früher getestet hat ob die Bremsen taugen.
Ein altes Fort aus dem 1 Weltkrieg wurde in das Navi getippt. Interessant deshalb, weil da wohl noch intakte Kanonen installiert sind. Ich habe eine Führung mit gemacht. Die Details die man erfährt zeigen immer wieder deutlich, Krieg ist Mist. Wobei diese Festung wohl nie in echte Kampfhandlungen verwickelt war. Das ist halt das Problem mit festen Installationen. Wenn der Krieg da nicht vorbei kommt, dann waren die nicht nötig. Nebenan gab es das ganze dann nochmal wohl aus der Zeit der Römer. Da musste ich auch mehr auf den Berg laufen. In der Sonne immer wieder eine Flüssigkeitsfördernde Sache.






Die Brasa Schlucht war das nächste Ziel. Auch der spektakulären Straßenführung wegen. Vorher stolper ich noch kurz über den Comer See. Auch nett. Nun aber zur Schlucht. Ich verpasse zunächst die Abfahrt dorthin, was mir eine nicht unerhebliche Fahrschleife einhandelt. So nun aber. Hoch ein paar Bilder. Auf dem Weg runter dann die andere Sicht. Nix Weg runter. Das Ding ist bis 19:00 Einbahnstraße nach oben. Ich will aber nochmal. Das ist dann eine wirklich riesige Schleife um das Ding nochmal zu fahren. Egal. Wat mut dat mut. Als ich wieder oben bin, mit reichtlich Bildern. Entscheide ich mich für einen anderen Weg ins Tal. Dieser bringt mich in wirklich hübsche abgelegene Täler. Sehr schön.





Die nächste Nacht bin ich dann mal auf einem Camping Platz. Laut zwar, aber waagerecht liegen und duschen. Kann man gut machen. Es sei noch erwähnt, der Platz ist am Gardasee. Kenn ich noch nicht und plane einen Tag Ruhe dort. Nächsten morgen latsch ich so am Ufer längst. Was sehen meine müden Augen. Ein Tragflächenboot. Ich zur Anlegestelle. Das nächste Schnellboot kommt in einer Stunde. Karte gekauft und warten. Was kommt? Ein Katamaran. Mist. Na egal ich steige ein und fahre nach Malcesine. Auf dem Weg schaue ich mir den Fahrplan an. Aha. Die 6er Dinge sind die Kats, die mit 1 sind die Tragflächen Dinger. Murks es geht nix zurück zu meinem Ort mit ner 1. Egal es geht was nach Gardone. Von da wären es ggf. 5km zu Fuß. Das ist OK. Ich daller also ein paar Stunden durch die Stadt. Viele Touristen. Eine Burg. Viel Hitze. Dann die Abfahrt. Meine Karte wird bemängelt. Ich sollte doch die nächste Fähre nehmen, die führe direkt nach Maderno. Diese im übrigen nur nach Salo (weiter weg von Maderno als Gardone). Man will mich nicht so richtig an Bord lassen. Im letzten Moment gelingt es mir den Traflächen Kahn zu entern. 53 Jahre nach meiner ersten Fahrt mit so einem Ding auf der Elbe bin ich wieder mit einer Spritschleuder erster Güte auf dem Wasser. 1 Stunde Spaß. In Salo raus. Ah, es fährt nun doch noch ein Boot. Nicht nur nach Gadrone sondern auch nach Maderno. Italien ist immer für eine Überraschung gut. Ticket nachgelöst und entspannt am Zelt angekommen.






Ich fahre ja nun schon einige km in Italien. Ich glaube es ist genetisch einiges passiert seit meinem letzten Besuch dort. Meine Vermutung ist, dass alle Heizer und Schnellfahrer bei Unfällen gestorben sind und das Rennfahrer Gen komplett aus dem Erbgut entfernt wurde. War mir Italien als Vollgas Nation in Erinnerung, wo ein Handtuch langes Stück Straße für einen Überholvorgang reicht, so treffe ich heute auf ein schleichendes Italien, wo nur überholt wird, wenn es bis zum Ende der Milchstraße frei und geradeaus ist. Wie sich die Dinge wandeln.
Als nächstes geht es zu einer alten Radarstation. Wobei Radar oder nur Antenne? Ich kann es gar nicht genau sagen. Ist auch wurscht, weil es einfach toll aussieht da auf dem Berg. Das Navi führt mich auf eine derart einsame und schlechte Straße, dass ich denke, hier ne Panne und Du bist geliefert. Tja, wenn man sowas denkt passiert was. Und zwar der Bergrücken. Riesiger Parkplatz, hunderte Menschen. Irgendwas geht da ab. Die sind nur alle von der anderen Seite gekommen. Gute Straße wie sich später herausstellt. Von dort oben geht es auch guten Wegen Richtung Antenne. Das Netz schreibt von „langer Aufstieg“. Ich fahre bis zur Antenne. Hab aber kurz danach gelesen, dass die Auffahrt wohl wieder blockiert worden sein soll. Timing ist schon was feines. Oder Zufall. Ich kletter etwas auf den Antennen rum, latsche durch den Ziegen/Schaf Mist in den alten Büro Räumen. Tolle Aussicht auf jeden Fall da oben.



Auch wenn ich viel Zeit habe, es muss dennoch weitergehen. Also Zündschüssel rum und cinque Terre als nächstes Ziel. Tolle Abfahrt. Wildes Gelände. Bergwerk. Oh Mist, vorbei, wenden schwierig. Oh, noch eins. Zack Parkplatz. Murks Kletterpark im Bergwerk. Nicht Lost. Weiter. Sag mal, was ist hier los. Noch eins. Rechtzeitig gesehen. Geparkt. Taschenlampen, Kamera und los. Die Gebäude schon sehr verfallen. Bohrkerne en masse. Unterlagen. Warum bleibt das immer alles zurück. Förderband. Das geht doch in den Berg. Mal sehen. Oh ja. Also rein. So gute 150m traue ich mich dort. Immerhin bin ich allein. Niemand weiß wo ich bin und Handy hat da keinen Empfang. Wieder raus. Müsste man nochmal im Team hin. Ich finde dann noch den Zugang zu Sohle 1. Auch dort so ca. 150m rein. Alles tiefer liegende ist abgesoffen und plötzlich Blicke ich durch Gitter eine Sohle tiefer. Ah, ich stehe also auf menschlichen Strukturen. Ungewartetenden Strukturen. Da ist umkehren ein guter Plan.




Das Auto steht noch unversehrt am Straßenrand und so kann es weiter gehen. Cinque Terre. So bunte Häuser am Meer. Aber wo sind die. Nochmal im Netz geschaut. Ah, es gibt 5 Dörfer. Cinque Terre halt. Bunter ist wohl das nächste. Dann also nochmal starten und dorthin. Zum Glück schon eher Abend. D.h. Ich kann noch einen Parkplatz auf dem fix teuren Parkplatz unten am Wasser finden. Tagsüber ist wohl nix möglich da. Ich gehe noch was rum und finde den Trailhead nach Vernazza. Was wohl das bunteste Dorf sein soll. Kostenpflichtig. Die sind ja lustig. Ich verbringe die Nacht auf dem Beifahrersitz in Monterosso al Mare. Der Parkplatz ist hell erleuchte und die Karre hat keine Verdunklungsrollos. T-Shirts und Handtücher halten einiges ab, aber so richtig penne ich nicht.




Aus diesen Gründen geht es früh auf die guten 3km Pfad nach Vernazza. So früh hat der Kassenwart noch nicht offen. Ich zahle also erstmal nix. Der Weg ist schmal aber sehr gut. Die Sonne noch nicht kräftig, aber ich öle dennoch ordentlich. Es gibt herrliche Blicke, die aber wohl mit Sonne noch netter wären. Ich komme in Vernazza an und die Cafes haben schon offen. Ein Croissant (oder wie man im Land der Pasta sagt: Cornetto) und ein Cafe am Meer. So geht Entspannung. Ich schaue zu wie das Dorf und seine Touristen wach werden und breche auf als die erste Ami-Banden sich über den Bootsverleih hermachen. Ah, jetzt ist die Zahlemannbude besetzt. 7 Euro. Der Weg, den ich für mich hatte auf dem Hinweg ist jetzt ähnlich voll wie die Kassenschlange wenn es ein I-Föhn für 3 Euro gibt. Sagte ich noch der Weg ist schmal aber gut, so gilt jetzt, er ist zu schmal. Gegenverkehr mit Menschen die Angst vor einem Abhang haben ist nicht leicht. Die Hinweise alle paar Meter, das Badelatschen oder Schuhe ohne Profil eine saftige Strafe einbringen, werden von allen ignoriert. Was die Situation nicht verbessert. Ich brauche zurück fast doppelt so lange. Mein Rat also: Geht früh, wenn Ihr da mal seid. Es ist schön. Drei Stunden später ist es schlimm.



Neues Ziel ist dann dieser Kippturm. Erneut unter Vermeidung der bezahl Straßen, so sehe ich wieder viel vom Land. Dachte ich immer der deutsche Osten ist in vielen Regionen ein riesiger Lost Place, so kann ich die ex Zonies beruhigen. Es geht noch deutlich schlimmer. Italien hat soviel Ruinen und Leerstand. Das ist mal richtig beängstigend. Wenn ich alles inspizieren wollte, oder vielleicht nur die Industrie Ruinen, ich würde Tage brauchen um drei Orte weit zu kommen. So viel Zeit hab ich dann nicht.



Pisa. Fetter Parkplatz direkt am Tum Gelände. Fein. Ich gehe erneut zu den alten Gebäuden. 1977 auf einer Interail Tour war ich das erste Mal hier. Damals konnte man auf den Turm und jeder Rundgang war offen. Ohne Geländer. An der richtigen, sprich gekippten Seite, war der vertikale Blick nach unten durch nichts versperrt. Ein kleiner Schubser und die Schwerkraft hätte arbeiten können. Heute geht es nur noch oben ins Rund und der Zaun ist doppelt so hoch. Insgesamt kostet der Besuch der Gemäuer heut so viel wie damals für 2 Wochen Interail im Budget lagen. Zeiten ändern sich.

Nach den 5 Dörfern beschließe ich diese Nacht bei den 3 Fischen zu schlafen. Zumindest heißt der Campinglatz so. Es sind aber eher 15 Italiener. Die bisher von mir gesehenen Campingplätze in diesem Land zeichnen sich durch kleine Parzellen für primär Wohmobile aus. Auf diesem sogar mit eigenem Steinwaschbecken an jeder Parzelle. Es ist eng. Sehr eng. Da ich müde bin gehe ich früh ins Zelt. Zunächst fühlt und hört es sich an, als sei ich mit dem Kopf mitten in der 15 köpfingen Familie in der Nachbarzelle (Wohmobil plus zwei Zelt, dazwischen ein riesiger Tisch. Hcp oder fcc würde ich sagen). Da auf dem Campingplatz viele Deutsche sind ist allerdings auch eine andere Sache dort eingeführt. 22:00 Nachtruhe. Zack. Alles aus. Wer noch lärmt wird ins Meer geworfen. Kommt mir in dieser Nacht sehr entgegen. Am Morgen nervt es mich dann. Die Schranke macht erst um 8:00 auf. Naja.
8:00 ist spät. Denn was jetzt kommt ist ein langer Ritt. Ich möchte noch was von Sizilien sehen. Daher donner ich durch. Die nächste Nacht soll schon auf der Insel stattfinden. Messina ist das Ziel. Ich sag es mal so: Entspannung war dieser Tag, diese Fahrt nicht. 33Euro für die Überfahrt und ich bin bei der Mafia. Ich suche einen Schlafplatz in Messina. Das war nicht leicht und da wo ich am Ende völlig übermüdet stehe. Nu, das war suboptimal. Egal. Ich musste die Augen zu machen.
Der nächste Tag bringt ein paar Stops mit Kirchen und so Zeug. Kirchen mögen die hier in Sizilien. Alles verfallen aber für die Pfaffen und ihren Hang zum Protz ist immer noch was übrig. Muss man nicht verstehen. Ich schlafe direkt am Strand. Was zunächst schön klingt. Aber in Strandnähe ist die Bundesstraße, die Bahn und ein Stück weiter die Autobahn. Da wo es eigentlich nett ist, da hat die – ja auch von mir genutzte – Infrastruktur ihr hässliches Gesicht gezeigt.
Palermo. Ich habe eine Unterkunft 100m vom Bahnhof. Super gelegen. Aber die Karre muss über 1km weit weg stehen. In der Nähe der Unterkunft geht nix. Palermo ist der Ort wo meine Süsse zu mir stoßen wird. Per Flieger. Morgen. Es ist auch die Stadt, die einem in weiten Teilen das Gefühl gibt mitten in einer überbevölkerten Müll Deponie zu leben. Bin ich froh, dass ich ruhig und grün wohne. Ich glaub in Palermo würde ich nach wenigen Wochen über ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Leben nachdenken.







Der Flughafen ist weit weg. Ich fahre ÖPNV. Die Strecke Hbf – Punta Rasi ist sehr gut. Die Züge heben sich in Sauberkeit und Ruhe sehr positiv vom Rest der Stadt ab. Der Flieger ist pünktlich und wir gehen später noch ein wenig durch die Stadt. Die zwei drei Straßen, die fest in der Hand der Touristen sind, die gehen dann bzgl. Dreck. Da es Fußgänger Zonen sind ist auch der Lärm OK.
Am nächsten Tag die Fahrt quer durch die Insel. Hin zur Villa Guila im Bezirk von Noto. Dort wird dann eine Woche Tango getanzt. Was ich hier ausspare. War aber nett. Die Fahrt geht durch sanfte wellige Hügel. Ein toller Anblick. Fast alles als Ackerfläche genutzt. Die Autobahn fast komplett auf Stelzen. Alle paar hundert Meter eine Dehnungsfuge über der Stütze. Von der einen Fahrbahn, kann man die andere sehen. Die Finger kreuzen sich und hoffen, dass die eigene nicht so übel zerbrösselt ist wie die andere und das einem nicht gleich Genua 2.0 ins Haus steht.
In der Woche haben wir einen Ausflug in eine Schlucht gemacht. Unten mit der Möglichkeit in herrlich kaltem Wasser zu schwimmen. Naturgemäß geht es in einer Schlucht erst runter und nach dem Bad wieder hoch. Die Erfrischung ist dadurch am Auto schon Geschichte.



Nach einer Woche zurück nach Palermo. Dort sollte noch eine weitere Woche folgen. Auf dem Weg dorthin einen Abstecher zu den alten Griechen in Agrigento gemacht. Das muss einmal eine richtig große Stadt gewesen sein. Gut erhalten, weil spätere Religionen und Bewohner das fleißig nach genutzt haben. Tempel Recycling. Die hatten es drauf damals.







Palermo haben wir dann so oft wie möglich verlassen. Trapani und Cefalu sind zwei Städte die sich deutlich in Sachen Sauberkeit und Lärm von der Hauptstadt abheben. Vermutlich, weil deren Lebensader komplett die Touristen sind.
Nach einer Woche ging es dann per Schiff für mich nach Genua. Auch die Fähre lies erkennen, es gab bessere Zeiten. Wir haben keine Riff Besichtigung gemacht und auch nicht versucht durch Meerengen zu fahren für die der Kahn nicht gedacht ist, daher landete ich pünktlich in Genua an. Fuhr unter der neuen Brücke hindurch, die die alte eingestürzte ersetzt hat. Komisches Gefühl. Ich fuhr in die Nacht hinein und suchte mir einen Platz für die Nacht, der mir am Morgen einen Blick über den Lago Maggiore bieten sollte.

So kam es dann auch. Schöne Aussicht. Der Reiz des Teiches erschließt sich mir allerdings nicht. Steile Ufer. Teurere Häuser wo die Landstraße fast durch das Wohnzimmer fährt. Na, ich muss da ja nicht hinziehen. Mich zog es zum letzten geplanten Lost Place. Leicht oberhalb der A2 in der Nähe eines Flugplatzes, den ich sehr gern mal mit einer Cessna anfliegen würde. War wohl mal eine Klinik und sieht aus der Ferne noch richtig toll aus. Innen alles Schrott. Ein Schicksal was viele Lost Places haben.






Danach weiter für einen Besuch bei einer Freundin in der Nähe von Zürich. Kleiner Spaziergang, naja, 10km, auf einen Hügel mit Ökohof. Es gab Kaffee und Kuchen in einem Umfang, der weiter 10-15 Besteigungen notwendig gemacht hätte um eine ausgewogene Kalorien Bilanz zu erzeugen.


Gegen 20:00 dann Aufbruch Richtung Heimat. Um 11:00 erreichte ich Hamburg, nach ein paar kurzen Schlafeinlagen.
Eine tolle Reise, die mich aber auch geschlaucht hat. Ich werde die nächsten Dinger eher zu Fuß machen. Auto fahren ist erst mal durch.